Die MPU als Chance
Die Durchfallquote für Erstbegutachtete bei der medizinisch-psychologischen Untersuchung – kurz MPU – ist enorm hoch. Vielleicht deshalb ist die Angst davor groß. Und paradoxerweise ist die Unwissenheit darüber noch größer. Wenn Sie sich darauf gut vorbereiten und sich einiger wichtiger Dinge bewusst sind, dann ist das Durchfallrisiko nicht größer als bei jeder gewöhnlichen Deutschprüfung in der Schule.
Es fängt schon bei der Bezeichnung an. Vielleicht kennen Sie die volkstümliche Bezeichnung “Idiotentest” für die MPU. Das sollten Sie sofort vergessen. Es soll nicht festgestellt werden, ob Sie ein Idiot sind und es wird Sie auch niemand als solchen behandeln. Sie werden auch nicht durchfallen, weil der Gutachter “etwas gegen Sie hat” oder weil er an einer zweiten Begutachtung verdient oder was man sich an ähnlichen Ausreden zurechtbiegen kann. Wenn Sie durchfallen, liegt das fast ausnahmslos an Ihnen!
Seien Sie selbstkritisch! Sie haben einen Fehler gemacht, nicht der Gutachter. Niemand hat Sie gezwungen, zur MPU zu erscheinen, außer letztendlich Sie selbst durch Ihr Fehlverhalten. Hätten Sie sich korrekt verhalten, müssten Sie nicht zur MPU. Oder richtiger gesagt, dürften Sie nicht zur MPU.
Denn die MPU ist keine Schikane oder Abzocke, auch kein bürokratisches Procedere, sondern eine Chance, die Ihnen der Gesetzgeber anständigerweise einräumt. Obwohl er es nicht müsste. Nehmen wir an, man hat Sie mit 2 Promille Blutalkohol hinter dem Lenkrad angetroffen, aber es ist nichts weiter passiert. Man hat Ihnen daraufhin die Fahrerlaubnis entzogen, denn Sie haben nicht nur Gesetze gebrochen, sondern auch einen bedeutenden Mangel an moralischer Reife bewiesen, indem Sie leichtfertig und in unverantwortlicher Art und Weise Leben und Gesundheit nicht nur von sich selbst, sondern auch von anderen gefährdet haben.
Ob Sie es wahr haben wollen oder nicht, damit haben Sie sich als zum Führen eines Kraftfahrzeugs ungeeignet erwiesen. Dieses Urteil ist aber nicht notwendigerweise endgültig. Man gestattet Ihnen freundlicherweise den Nachweis Ihrer wiedererlangten oder auch neu erworbenen Eignung zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr. Eine positive Begutachtung wäre ein solcher Nachweis. Und das bedeutet, der Gutachter will Ihnen nicht Ihre Nichteignung nachweisen. Sie müssen ihn überzeugen, Sie müssen aktiv werden, Sie müssen beweisen.
Der medizinische Teil der Untersuchung will feststellen, ob Ihre körperlichen und motorischen Fähigkeiten nicht durch fortgesetzten Alkoholmissbrauch beeinträchtigt sind. Wenn Sie nicht oder nicht über das akzeptable Maß hinaus trinken, brauchen Sie sich deswegen keine Sorgen zu machen, jeder mit normalen körperlichen Fähigkeiten wird diesen Teil des Tests bestehen.
Dem Gutachter geht es vorrangig um Ihre geistig-mentale Einstellung zum Alkohol.
Überzeugen Sie ihn von einer vorangegangenen selbstkritischen Auseinandersetzung mit Ihrem eigenen Trinkverhalten. Dazu gehört auch einiges Fachwissen über Alkohol, seine Wirkung, Gesetze usw.. Überzeugen Sie ihn von einer daraus resultierenden geänderten Einstellung dazu. Überzeugen Sie ihn von Ihrer neu erworbenen Fähigkeit zum kontrollierten Trinken in begrenzten Mengen.
Nennen Sie ihm konkrete Zahlen, was Sie unter “begrenzten Mengen” verstehen. Nennen Sie ihm konkrete Zahlen zu Ihren früheren Trinkmengen. Noch besser wäre es, ihm einen völligen Verzicht auf Alkohol glaubhaft zu versichern. Aber das ist Ihre Entscheidung, der Gutachter (und damit der Gesetzgeber) verlangt keine völlige Abstinenz. Weisen Sie Ihren nunmehr reduzierten Alkoholkonsum anhand von monatlichen Laboruntersuchungen für mindestens das vergangene halbe Jahr lückenlos nach. Drei Tage vorher nicht zu trinken und dann bei der Untersuchung erzählen, was der Gutachter Ihrer Meinung nach hören will, reicht nicht aus.
Versuchen Sie niemals, den Gutachter zu täuschen. Das wird Ihnen mit größter Wahrscheinlichkeit nicht gelingen. Und sagen Sie nicht, Ihr Verhalten wäre ein Ausrutscher, Sie seien das erste Mal unter Alkoholeinfluss gefahren, Sie würden sonst nie soviel trinken, es täte Ihnen leid und es soll auch ganz bestimmt nicht wieder vorkommen.
Der Gutachter weiß, dass dem nicht so ist. Bedenken Sie auch, welch immense Verantwortung er hat. Er muss entscheiden, ob man Sie bedenkenlos an’s Steuer eines Kraftfahrzeuges lassen kann oder ob Sie eine potentielle Zeitbombe sind, der früher oder später viele unschuldige Leute umbringt. Wenn er Zweifel hat, wird er Ihre Teilnahme am Straßenverkehr nicht befürworten. Und trotz seiner Qualifikation kann er nicht in Sie hineinschauen.
Überzeugen Sie ihn! Beweisen Sie! Selbstkritische Auseinandersetzung mit Ihrem eigenen Alkoholkonsum, mit Ihrem Fehlverhalten, dazu der Nachweis eines geänderten Trinkverhaltens, eine geänderte Einstellung und die neu erworbene Fähigkeit zum verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol, das ist das A und O bei der MPU.